Kleine Ursache, großer Schaden

Die Mongolei fordert ihre Opfer. Von fünf Tagen in Ulan Bator verbrachte ich vier für die Instandsetzung meines Motorrads.
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Zum Glück ist Ulan Bator keine Stadt, die man unbedingt gesehen haben muss. Der Charme aus Staub, Müll und Lärm fasziniert nur wenige.
Eigentlich wäre ich schnell weitergefahren und der erste Check der Maschine fiel sehr positiv aus. Nur wenige Schrauben galt es nach der Rüttelstrecke fest zu ziehen. Aber dann sah ich, dass der Motorradrahmen gebrochen war. Und nochmal.
20120725-121117.jpgAlso Rahmen ausbauen, schweißen lassen und wieder einbauen. Dann passte der Auspuff nicht mehr, da die Halterungsbohrungen am Rahmen nach dem Schweißen leicht versetzt waren. Und dann war da noch der Eindruck, dass das Hinterradfederbein nicht wirklich gut federte auf der Strecke. Iain, ein englischer Motorradfreak, der auch Mechaniker ist, half mir bei der Problemanalyse. Nach Ausbau des Federbeins und Abziehens der Feder, stellten wir fest, dass kein Öl mehr im Federbein zur Verstellung der Federvorspannung vorhanden war. Es lag an einem beschädigten O-Ring. Schon wieder.
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Mittlerweile war ich schon Stammkunde auf dem Autoersatzteilemarkt kurz vor dem „Black Market“, dem größten Markt der Mongolei.

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Die Suche nach einer Ersatzdichtung zog sich mehrere Stunden hin und war äußerst frustrierend. Verwöhnt durch die erlebte Freundlichkeit in Kasachstan, Usbekistan und Kirgisien war es eine Ernüchterung, von unzähligen Händlern aus dem Laden geworfen zu werden, da man sie beim Schlafen oder Fernsehen störte. Die Wenigen, die tatsächlich zu einer Auskunft bereit waren, begutachteten den beschädigten O-Ring aus zwei bis drei Meter Entfernung und konnten ausnahmslos innerhalb einer Sekunde feststellen, dass sie genau solch einen nicht auf Lager haben. Eine enorme Leistung, wenn man bedenkt, dass sie eine riesige Sammlung verschiedenster Dichtungen herum liegen hatten. Schwer genervt blieb ich dann in einem Laden stehen und meinte, ich gehe nicht, bevor ich keinen Ersatz habe. Und schwupps: Plötzlich gab es doch einen passenden Ring. Zurück zum Guesthouse Oasis und eingebaut: Hält und funktioniert. Iain ist absolut davon überzeugt, dass das defekte Federbein Schuld für die Rahmenbrüche ist. Ich kann da schwer dagegen argumentieren. Er ist Profi. Na, klasse. Ein defekter O-Ring für 1 Euro richtet einen Schaden von hunderten Euros an, allerdings Wertverlust mit einberechnet. Aber schön zu wissen, dass ich mit Hilfe einer kleinen Werkzeugrolle mein halbes Motorrad mitten in der Mongolei zerlegen und wieder zusammen setzen kann. Und es funktioniert auch problemlos. Schrauben blieben auch keine übrig. 😉
Außerdem heißt es doch so schön: „Man kann die Wellen nicht reiten, ohne dabei nass zu werden“

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