17. Etappe: Mongolei: Tashanta – Ulan Bator

Morgens extra früh aufgestanden. Das war ein Tipp von Derek, dem Engländer, der nach 200 km Mongolei, die Weiterfahrt abbrach. Ich bin der Einzige hier. Klasse, dann komme ich ja früh rüber und kann am ersten Tag ordentlich Kilometer machen. Eine russische Zöllnerin kommt zum Dienst. Mehrere Minuten steht sie neben mir vor dem verschlossenen Tor, als sie mich plötzlich anspricht und irgend etwas mit Mongolia, Nadaam Festival und Holiday meint.
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Ich brauch etwas, bis ich es kapiere: Ich stehe also am 11. Juli vor verschlossenen Grenzen. Zwei Tage lang. So lange dauert das Nadaam Festival. Zwar ist von Region zu Region auch später noch ein Fest mit Pferderennen, Ringen und Bogenschießen, allerdings habe ich nicht das Glück, genau solch eines zu sehen. Zwei Tage brauche ich nicht vor dem Eisentor zu stehen. Zurück in die Berge. Das Beste aus der Situation machen. Unterwegs treffe ich eine Gruppe Polen, die auch in die Mongolei wollen. Wir beschließen, das zusammen zu probieren. Dominika, eine promovierte Theologin führt die Gruppe an, ihr Mann Hubert übernimmt die Rolle des Pausenclowns, während Christoph, als Mechaniker, jedes technische Problem an den Motorrädern behebt. Lila bereitet mit Dominika das Essen zu. Jeden Tag Dosenfleisch auf Brot, egal ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen. Matti ist mit 20 Jahren der Jüngste und der ruhige Pol. Egal wer mit der Maschine in einem Flussbett hängen oder im knietiefen Schlamm stecken bleibt, er schiebt sie alle kommentarlos mit seinen 2 m heraus. Und was mach ich? Ich bin Zuhörer. Eigentlich unterhalten sich alle nur auf polnisch. Vereinzelt wird mir das Thema der Gespräche mitgeteilt, aber das muss auch reichen. Selten war ich so einsam. Meine Versuche, mich einzuklinken, werden rigoros abgewehrt. Ansonsten bin ich für die Navigation zuständig. Die Not muss wirklich groß sein, für solch eine Entscheidung. Wer mich kennt, weiß das. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings anbringen, dass wir uns nicht einmal verfahren hatten, unter meiner Führung.
Aber erstmal über die Grenze. Wir wollen so früh wie möglich in die Mongolei. Also stellen wir uns am Abend vorher an den Grenzposten an. Diese Idee hatten auch andere.
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Unter anderem Tschechen, Kasachen, Deutsche und Russen. Es findet spontan eine Grenzparty statt. Eine kasachische Gruppe hat ausreichend Proviant dabei und es wird für alle gekocht. Es fließt reichlich Bier, Whiskey und Metschnaps. Nein, kein Wodka. Jede Nation muss ein Lied aus der Heimat singen. Oje, darauf habe ich mich nicht vorbereitet. Ein anderer Deutscher stimmt „Hänschen klein“ an. Ok, das kann ich auch. Alle sind begeistert. Tjaja, der Alkohol.
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Ein mongolischer Lkw-Fahrer bietet uns an, im Frachtraum seines Kamas zu schlafen: Er hat u.a. zwei nagelneue Matratzen zum ausliefern. Da sage ich nicht Nein. Wir müssen nur den Laderaum frei räumen und am nächsten Morgen wieder einräumen.
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Morgens wundere ich mich, dass am Grenzposten kaum Menschen sind. Nur die Fahrzeuge stehen dort. Ging die Party so lange? Um 9 Uhr sollen die Tore geöffnet werden, also ist ja noch Zeit. Allerdings stehen sehr viele Leute knapp 1 km vor dem Posten vor einem unscheinbaren Holzhäuschen. Und das war der Trick: Jeder russische Grenzposten ist anders. Hier musste man zu diesem Holzhäuschen, um seine Migrationskarte abstempeln zu lassen. Zuvor wurde das bei der Passkontrolle gemacht. Ein Reisebusfahrer wusste das und war jetzt mit über 40 Reisepässen vor uns, obwohl er Stunden nach uns erst an die Grenze kam. Lange Rede: Wir kamen erst gegen Abend in die Mongolei. Aber wir waren drin und waren gespannt auf die vielen kommenden Erlebnisse in diesem sagenumwobenen Land. Wir sollten enttäuscht werden.
Matti verlor bereits in der Ukraine sein vorderes Schutzblech. Bislang vermisste er es nicht, allerdings spritzte ihm jetzt der Schlamm direkt ins Gesicht. Er musste alle 2 km anhalten und sein Visier reinigen. Na, das kann heiter werden auf 2000 km Gesamtstrecke. Ein mongolischer Motorradfahrer bot seine Hilfe an. Also zu ihm nach Hause und Tee trinken.

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Es ist doch schon so spät: Wollt ihr nicht hier schlafen?
In der Jurte?? Gerne!
Nein, im Schuppen daneben.
Auch ok.
Wir tischen unseren Proviant auf: Dosenfleisch! Die kasachisch-mongolische Familie gibt noch Brot dazu und das Festessen kann beginnen. Ironie darf angenommen werden. Jede Nation muss ein Lied der Heimat singen. Ich bin der einzige Deutsche. Da ich es so passend zu unserer Tour finde, wähle ich „Hänsel und Gretel“.
Der Bruder braucht endlich etwas Motoröl für sein Chinamopped. Ich spendier meine angebrochene Flasche.
Ob ich nicht noch etwas Benzin für ihn hätte.
Klar.
Und ein iPod-Ladekabel?
?? Nein, das brauch ich selbst.
Unverständnis
Währenddessen richtet Christoph das Auto der Familie. Und es schüttet ununterbrochen. Na, das wird lustig.
Zu acht liegen wir in einem kleinen Raum auf dem Boden, nein zu sechst, die Frau und das Kind des Einladenden schlafen im Bett neben mir. Und dann kommt der nächste Morgen.
Es wird ein Ersatzschutzblech an Mattis Motorrad geschraubt und eine Rechnung geschrieben: 6 Personen beherbergt. Das macht 180 US-$.
??? Wie bitte? Wir wurden doch eingeladen.
Das ist hier so üblich.
Aja, dann stell ich mal eben ne Rechnung für das Motoröl und das Benzin auf. Ist bei mir jetzt auch so üblich. Man bedenke die Transportkosten! 😉
Für Dominika, die tags zuvor schier begeistert war, bricht eine Welt zusammen. Es kommt zu einem unschönen Streit, bei dem ich mich so weit wie möglich heraus halte, da bislang sämtliche Unterhaltungen in Russisch zwischen der polnischen Gruppe und den Gastgebern geführt wurden, während ich wortlos nur staunen konnte über die tolle Stimmung, die alle hatten. Hätte ich auch gerne gehabt. Wer sich unterhalten kann, kann auch Probleme lösen. Jedoch gelingt es nicht. Es kommt zu einem Handgemenge, bei dem versucht wird Dominikas Motorradschlüssel zu entwenden. Ich soll schlichten. Dabei hatte ich schon meinen Motorradschlüssel ins Zündschloss gesteckt, Motor gestartet und gewartet, dass es endlich los geht. Ach, mich gibt es noch? Na gut, bin ja nicht so. Also rein in die gute Stube des Pfefferkuchenhäuschens. Aus 180 US-$ werden 120, werden 60, werden 30, werden 20, werden 10. Aber die Polen wollen gar nichts bezahlen. Das will ich eigentlich auch. Aber mein Bauchgefühl sagt mir: Wir sind hier fremd, die Gastgeberfamilie nicht und sie kennen unsere geplante Strecke. Ich habe keine Lust unterwegs von Freunden des Gastgebers aufgehalten zu werden, weil „wir ihm noch Geld schulden“. So ein Anruf passiert schnell. Also gebe ich 10 US-$ und lasse mich von der ganzen Familie umarmen. Keiner der Reisegruppe wird mich jemals fragen, wie ich es schaffte, dass wir plötzlich winkend und lächelnd verabschiedet wurden. Naja, eigentlich hätte es mir gereicht, wenn jemand während meines Gesprächs im Haus auf mein Motorrad mit laufendem Motor geachtet hätte. Durch das defekte Zündschloss, läuft der Motor ja weiter, selbst wenn der Schlüssel herausgezogen wird. Ich komme heraus, setze mich auf die Maschine und fahre sofort los. Beim nächsten Halt 50 km später, fällt mir auf, dass mein Schlüssel nicht mehr steckt. Zum Glück habe ich einen Ersatzschlüssel, denn sonst würde es mit dem Tanken schwierig werden.
Noch haben Hubert und Christoph die Verantwortung des Navigierens. Sehr schleppend kommen wir voran. Es gibt ja so gut wie keine Straßen. Es sind ja nur mehrere Verbindungen durchs Gelände von einer Ortschaft zur Nächsten. Sie wählen Strecken, die für sie gerade noch zu fahren sind. Lila und Dominika gelangen jedoch schnell an ihre Grenzen. Mir ist’s langsam zu blöd und lege mich das erste Mal mit Hubert an. Nach weiteren Fehlentscheidungen soll ich die Gruppe führen. Geht doch.
Die Strecke bietet alles, was man erwarten darf: Schotter, Gräben, Steilhänge, Flussdurchquerungen, Sand, Wellblechpisten. Teilweise waren weite Umfahrungen notwendig, da Straßenabschnitte entweder durch die Wassermassen des starken Regens weggespült wurden oder mit Geröll zu geschüttet waren. Dank meiner in Almaty erworbenen „Action-Kamera“ kann ich alles aufnehmen. „Schachtis Roadview“ wird damit bestimmt zum Renner!
Wir helfen einem VW Passat Fahrer aus Kasachstan, der in einem frisch entstandenen Wasserlauf hängen bleibt. Er lädt uns zu seiner Familie in die nächste Ortschaft zum Übernachten ein. Kurz noch klären, was uns das kosten wird (nichts) und ab durch die mittlerweile hereingebrochene Dunkelheit durch so manchen kleinen Fluss. Mittlerweile ist es zur Routine geworden. Dort angekommen, eigne ich mich wieder nur zur Deko. Lustig wird auf Russisch geredet und meine Nachfragen mit genervten kurzen Übersetzungen abgetan. Das Verhältnis ist so freundlich, dass der Gastgeber uns jeden Wunsch erfüllen will. JEDEN! Ok, wir würden gerne in der Jurte schlafen. Nein, so weit geht die Freundschaft auch wieder nicht.
Am nächsten Morgen mache ich meinen Kontrollgang ums Motorrad und stelle fest, dass meine Action-Kamera weg ist. Klar. Hätte ich mitnehmen sollen. Die Motorräder standen ja im Hof der Familie, da muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Zumindest ist damit „Schachtis Roadview“ schon beendet, bevor es überhaupt beginnen konnte. Offiziell ging die Kamera vor (!!) meiner letzten Videoaufzeichnung bei einem Zusammenstoß von Christoph und mir verloren. Er fuhr mir hinten auf und die Maschine kippte um. Dass mir danach nicht auffiel, als ich die Kamera ein- und ausschaltete, dass da überhaupt keine Kamera mehr da ist, kann ich nur durch die tatsächlich faszinierende Landschaft erklären. Naja, diese Landschaft lenkt echt ab. Nicht nur einen fehlenden Motorradschlüssel und eine Action-Kamera habe ich zu beklagen, sondern auch mein Neck-Brace und 110 € aus meinem Geldbeutel sind weg. Alles zwischen der russisch-mongolischen Grenze und 300 km dahinter verloren. Weder auf den 17.000 km davor noch auf den 2.000 km (bislang) hatte ich irgendwelche Verluste. Später getroffene Reisende berichten zum Teil exakt dasselbe. Ein Schelm….
Tags darauf fällt mir ein stark nach vorn geneigter Minibus auf, der 200 m von uns entfernt steht. Fünf Männer winken uns zu. Ein Schlammfeld. Also Motorräder abstellen. Der Weg zum Wagen wird schwierig, da der Boden extrem glitschig ist. Zusammen bekommen wir den Wagen heraus. Und dann sind wir dran. Auch wir müssen durch dieses Feld. Es ist extrem anstrengend und unglaublich zeitraubend, aber ohne weitere große Probleme kommen wir durch. Allerdings war das erst der Anfang vom Schlamm. Ein noch größeres Feld wartet auf uns. Ich schlage vor, das Feld weiträumig durch die Berge zu umfahren. Gute Entscheidung. Traumhafte Ausblicke warten auf uns. Da die Landkarten nicht sehr exakt sind, frage ich bei einem Jurten-Camp nach, wo wir genau sind. Ein Angestellter kann Englisch und fragt die mittlerweile entstandene Menschentraube. Jeder zeigt auf einen anderen Ort. Hätte ich die Karte ganz aufgeklappt, hätte sicherlich auch so mancher schon auf Ulan Bator gezeigt, dann wären wir ja schon am Ziel. Zwar etwas klein geraten, aber in Rekordzeit erreicht. Ok, das ist keine Hilfe. Na, dann selber entscheiden. Wieder richtig. Wir kommen an einem kleinen Fluss vorbei. Da die letzte Waschgelegenheit schon etwas her ist, halten wir an und machen uns frisch. Ich wundere mich nur darüber, dass unser Weg nicht mehr weiter geht. Nichts zu sehen. Dann hören wir einen Motorengeräusch näher kommen: Der Fluss ist die Straße. Super.
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Auf einem Bergrücken mit fantastischem Talblick stellen wir unsere Zelte auf.
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Schon besser als die Nacht zuvor. Da campierten wir an einem See mit Trillionen von Moskitos. Na, dann können wir ja nach dem Aufstehen frühstücken. Am See mussten wir ohne etwas zu essen fliehen. Aber das Brot ist alle und deswegen soll es kein Frühstück geben. Ich habe aber noch Müsli. Die Milch aus einem recht guten Milchpulver machen, das ich dabei habe und wir können den Tag gestärkt beginnen. Allerdings besteht kein Interesse an einem dosenfleischfreien Frühstück. Langsam reichts mir. Ok, dann los, aber zügig. Nene, ein platter Reifen, ein loses Schutzblech und defekte Bremsen zwingen uns zu mehr Pausen als Fahrzeit. Danach wird dann richtig gehetzt. Schließlich haben sie nicht so viel Zeit und wollen jetzt wirklich das schon lang avisierte Etappenziel Altai erreichen. Der Sand macht mir aber zu schaffen. Ein paar Mal schaffe ich es nicht, die Maschine abzufangen und stürze. Ich fühle mich nicht wohl. Wenn ich schnell fahren kann und auch will, kommt die Gruppe durch die schlechte Motorisierung nicht hinterher, muss ich jedoch langsamer machen, werde ich zurück gelassen. Das hat nichts mit einer Gruppe gemein. Ich entschliesse mich, ab Altai alleine weiter zu fahren. Weiter im Süden an der Wüste Gobi vorbei wird es bestimmt noch mehr Sand geben. Ich folge dem Rat eines schweizer Radfahrers, den wir unterwegs trafen und will dann Richtung Norden. Nicht nur eine bessere Strecke erwarte ich, sondern die Landschaft soll um einiges schöner sein. Die polnische Gruppe kann es nicht verstehen. Jeder versucht mich zu überreden, weiter mit zu fahren. Ich höre die schönsten Komplimente und bin tatsächlich kurz davor meine Entscheidung zu revidieren. Aber nur kurz. Am nächsten Tag trennen sich unsere Wege. Ich werde sie nicht wie vereinbart in Ulan Bator sehen, obwohl sie es bis dorthin geschafft haben, … mit einiger Verspätung. Dies erfuhr ich zufällig von einem Tschechen, der sie in der Stadt traf. Egal. Ab Altai gibt es ab sofort mein Tempo, meine Pausen, mein Frühstück, tolle Landschaft und mehr Sand als erwartet. Es kommt aber zu keinen Stürzen. Bin wohl mittlerweile erfahren genug für diesen Untergrund. Ich zelte neben einem Ger-Dorf und bin die Abendattraktion für die Bewohner.
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Sie helfen mir mein ungewöhnliches Ger aufzubauen und die Druckqualität meines Fotodruckers zu beurteilen: Grandios! 🙂 Am Morgen trinke ich heißen Tee in einem Ger direkt neben den noch tief schlafenden Kindern. Es ist unglaublich ruhig. Der zentrale Ofen wummert vor sich hin, das kochende Wasser blubbert und das ruhige Atmen der Kinder. Sehr entspannend. Als ich auf mein Motorrad aufsitzen will, kommen zahlreiche Leute: Der lokale Fotokopierladen hat doch gerade geöffnet. Ich bin erstaunt. Gerade mal sechs Gers zähle ich und kann noch nicht einmal die sonst häufig installierten Solarzellen und Satellitenschüsseln entdecken und doch soll es hier einen Fotokopierladen geben? Faszinierend. Abgesehen davon: Was habe ich damit zu tun? Zwanzig große Augen schauen mich erwartungsvoll an. Verstehe. Eine Stunde und unzählige alte abfotografierte und ausgedruckte Bilder von längst verstorbenen Vorfahren später, wird der lokale Fotokopierladen auf unabsehbare Zeit geschlossen. Ich werde sehr herzlich verabschiedet. Die Männer, Frauen und Kinder bleiben so lange stehen und winken mir hinterher bis ich sie aus dem Rückspiegelblick verliere.
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Es geht den ganzen Tag durch schwieriges, einsames Gelände in atemberaubender Natur.
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Am Abend bin ich auf der Suche nach einer Dose Bier. Ich hab einfach Lust darauf. Aber kein Geschäft hat welches. Also probier ich es in den Straßencafés. Straßencafé klingt vielversprechend. Und die Gäste sollten nicht enttäuscht werden: Es gibt frisch ausgedruckte Bilder von nahezu jedem. Der lokale Rocker schenkt mir seinen Talisman, ein Schamane spricht als Dank irgendwelche Formeln und die Besitzerin des Cafés lädt mich ein, dort zu essen und zu übernachten. Der Laden ist mittlerweile gesteckt voll. Jeder ruft irgendwelche Bekannten und Verwandten an, um mir beim Fotografieren zuzusehen. Langsam werden die Essensvorräte knapp, weswegen meine Portion etwas knapper ausfällt. Als die alten Gäste gehen, eröffne ich die erste Dorfdisco im Ort. Mein iPhone mit meiner Musikliste ehrlicher Musik, schlägt voll ein. Die Dorfjugend, die sechs und zwölf jährigen Töchter der Besitzerin, kriegt einfach nicht genug. Und dann kommt die Rechnung. Ich soll knapp 20 € für die Übernachtung, das nicht bestellte Essen und das Bier bezahlen. Das ist ordentlich, damit hatte ich nicht gerechnet, weswegen ich dem DJ spontan kündige. Das Ende der Dorfdisco. Dafür hat jetzt die Benimm-Dich-Schule aufgemacht. Es dauert zwar etwas, aber dann fiel es ihnen auch auf: Sowas ist nicht nett, mehrere neue Bilder von jemandem abzugreifen und die ausgesprochene Einladung nicht einzuhalten. Aber das Bier müsse ich wirklich bezahlen, das können sie sich nicht leisten. Das ist echt zu teuer. 1€ wechseln den Besitzer.
Ich bin genervt und will so schnell wie möglich nach Ulan Bator. Mir ist es mittlerweile egal, dass ich wohl die eine oder andere Attraktion links neben mir liegen lasse. In keinem Land zuvor hatte ich große Bedenken, mein Motorrad am helllichten Tag abzustellen. Jedoch wird hier nicht einfach nur alles angegrapscht, sondern gerne ausprobiert und dem Nachbarn (bei ihm zu Hause) gezeigt. Mehrfach muss ich Leute daran hindern, meinen Helm mitzunehmen, während ich direkt am Motorrad stand. Es mag in den wenigsten Fällen mit der Absicht geschehen sein, ihn zu entwenden, aber ich fühle mich nicht wohl. Viel zu selten ein freundlicher Blick, dafür ein genaues Analysieren, wie ich mein Gepäck vor Diebstahl sichere.
Die Mongolei wäre toll, wenn die Masse der Leute, die ich traf, nicht so wären, wie sie sind. Es ist bezeichnend, dass die deutsche Betreiberin eines Guesthouse nach 13 Jahren in der Mongolei, das Land schnell verlassen möchte, da sich die Mentalität so stark ins Negative verändert hat.
Aufgrund größerer Reparaturbedürfnisse an meinem Motorrad bleibe ich länger als erhofft und geplant.

4 Antworten auf „17. Etappe: Mongolei: Tashanta – Ulan Bator“

  1. Au Mann, Christian! was für eine Etappe Dir da bevorsteht, wir drücken Dir hier alle jeweils unsere 10 Daumen.. Nicht, dass Du Dir mit Deinem Leatherman selbst eine Brücke schnitzen könntest, aber die Mengen an Pferdemilch, die Du bestimmt verkosten musst, brrr.
    Anyway, Deine Maschine schaut echt respektabel aus mit den Grobstollenreifen – fehlt nur der kühne Jockey! Viel Glück!

  2. Yipii – Du bist bei Oasis angekommen!
    Bin schon sehr gespannt auf Deinen Bericht über die Fahrt durch die Mongolei.
    Einen schönen Gruß nach Ulan Bator.
    Evi & Oke

    1. Danke!
      Ja, das war ein Abenteuer! Anfangs mit fünf Polen, anschließend allein durch die Mongolei. Jede Menge Regen, Flußdurchquerungen, Schlamm aber auch Sand sorgten auf knapp 1.500 km für Abwechslung. Dann noch 500 km geteerte Straße nach Ulan Bator und die schwierigste Etappe meiner Reise habe ich dann gestern geschafft. Heute Abend gönne ich mir die Spezialität des Hauses: Wiener Schnitzel. 🙂 Typisch deutscher Tourist: Fährt tausende Kilometer nach Ulan Bator und isst ein Gericht aus der Heimat. Zumindest gibt es Bier aus der Region.

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