8. Etappe: Volgograd – Atyrau

So ein russisches Frühstück kann man leicht beschreiben: Eier in allen Variationen. Ohne Ausnahme. Anfangs versuchte ich noch, zu erklären, dass ich nicht unbedingt Eier allzu gut vertrage. Dann stellte ich fest, dass es keine großen Alternativen gab. Also Augen zu und durch.

Diesmal war die Unmenge an Spiegeleier mit einer Buttercremetorte serviert worden. Kein Scherz. Zum Glück zwei verschiedene Teller. Danach war ich platt. Wollte mich nur noch hinlegen. Aber nix da. Heute geht es 350 km geradeaus an das Wolgadelta. Die Landschaft bietet neben Sand noch ab und zu vertrocknete Grashalme. In meinem persönlichen Radio läuft auch nichts Gscheits. Gute Möglichkeit, sich über die wichtigen Dinge des Lebens Gedanken zu machen: Wo werde ich heute Nacht schlafen, was wird es zu Essen geben und wie wird das Bier hier wohl schmecken. Achja, klar: Die Relativitätstheorie nochmal schnell checken und die Stringtheorie auf Widersprüche prüfen. Scheint alles zu passen.
Alle 30 km steht eine Tankstelle. Das ist toll. Da kann man die Spritpreise in ihre Faktoren zerlegen. Leider ändern sich irgendwann die Preise nicht mehr. Aber es gibt auch Raststellen, mit „Kafe“ angekündigt. Nicht immer gibt es dort Kaffee. Aber an einem steht ein Motorrad. Ungewöhnlich. Ist ne BMW. Dazu ziemlich bepackt. Ne, stimmt nicht. Es sind zwölf Motorräder. Fast alle BMWs und ziemlich bepackt. Entweder Deutsche oder Russen. Auf jeden Fall Unterhaltung. Also rechts blinken (wozu eigentlich??? Mir kam schon ne halbe Stunde keiner entgegen, geschweige denn, dass einer mir folgte) und runter von der Straße. Weder Deutsche noch Russen. Es ist eine Motorradgruppe aus Malaysia auf dem Weg nach Mekka.
Ihr Reisebericht: Von Malaysia nach Mekka (Das Treffen war an deren 27. Reisetag)
Die Freude ist groß. Sich endlich wieder in ganzen Sätzen unterhalten. Jeder von ihnen kann einwandfrei Englisch. Und plötzlich schaue ich in eine Filmkamera. Bin ich jetzt etwa im Fernsehen?? Scheinbar. Wenn auch nur für einen lokalen Fernsehsender Malaysias. Der Leiter der Gruppe, Azman, stellt mich vor und ich darf ein paar Worte sagen. Na, da hat sich hoffentlich das Medientraining der Bundeswehr und des MBA positiv bemerkbar gemacht. Zumindest war der Produktionsleiter zufrieden.
Wir erzählen jeweils von unseren Plänen (bei meinen hörte er nach San Francisco nicht mehr so viel) und wünschen uns gegenseitig viel Erfolg. Azman will zu den BMW Motorrad Days nach Garmisch. Das werde ich diesmal nicht schaffen.
Dann gibt es jede Menge Fotosessions. Objekt der Begierde: Meine Maschine. Optionale Deko: Ich.
Dann werde ich von jedem umarmt und jeder fährt in seine geplante Richtung. …es ist dieselbe. In Astrachan angekommen, wartet das Org-Team um OneDollar (jeder nennt ihn so. Auf die Frage warum, muss er verstohlen lachen und gibt nur als Antwort: Secret), seine russische Frau Alina und der Sicherheitskoordinator Alex. Sie organisieren mir ein günstiges Zimmer im selben Hotel. Die eigens organisierte Bewachung der Motorräder ist für mich inklusive.
OneDollar reist schon seit vielen Jahren mit dem Motorrad durch die ganze Welt. Entsprechend gibt er mir verschiedene Tipps und bietet Hilfe an, wenn ich sie benötigen sollte. Alex gibt mir einige Ratschläge für meinen Sibirienpart. Und seine Telefonnummer, falls ich WIRKLICH Hilfe in Russland brauchen sollte.
Es wird ein langer Abend. Zufällig kommt ein Paar aus London vorbei, die seit Mitte April mit dem Motorrad unterwegs sind und evtl. auch um die Welt fahren wollen. So genau wissen OneDollar und ich es nicht. Wir haben praktisch keine Gelegenheit nachzufragen. Robin sprudelt nur so. Er braucht dringend Klemmfedern für seine Kupplung. Nach viel Text kommt ein Russe vorbei, der ihm wohl helfen kann. Beide ziehen ab. Ruhe. Dann fährt eine neue BMW vor. Die einzige 1200 Adventure in ganz Astrachan, wie uns der Besitzer, ein russischer Kampftaucher, stolz erzählt. Er bietet mir an, einen Militärtransport für den nächsten Tag nach Vladivostok zu organisieren. Ich lehne ab. Auch er fährt zu den BMW Motorrad Days. Herjeh, ist am Schluss die ganze Welt dort, nur ich nicht?? Dann wird das ziemlich einsam für mich am anderen Ende. Total fertig Falle ich ins Bett.

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Eine Antwort auf „8. Etappe: Volgograd – Atyrau“

  1. das nenn ich ein BMW-Treffen der besonderen Art – irgendwo in der russischen Steppe! aber wie zum Geier sind die Malaysier durch China gekommen? auf ihren Motorrädern??
    ach ja, soll ich auf die Motorrad Days nach Garmisch als Dein persönliches Körperdouble gehen? ich könnte dann als Du sagen, dass Du sie in der Gegenrichtung (um die Welt) überholt hast und sie fragen, ob sie ihre Maschinen geschoben haben 😉

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