7. Etappe: Schachti – Volgograd

Ein Wort: Regen. Ok, noch ein Wort: Kalt. Das beschreibt ziemlich genau die Fahrt.

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Als ich von der Krim nach Russland übersetzte, warnte mich ein russischer Lkw-Fahrer vor den Straßen nach Volgograd. Er verwendete sämtlich Kraftausdrücke der deutschen Sprache, um mir den Zustand der Straßen näher zu bringen. Ich dachte mir, dass das doch gar nicht so schlimm sein kann. Der Krieg ist schon lange vorbei, Volgograd ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Schlechte Straßen kann man sich doch dann nicht erlauben. Wo soll das Problem sein? Eventuell war es die gute Schule im Gelände Rumäniens, aber tatsächlich war die Strecke nach Volgograd enttäuschend: Nichts Außergewöhnliches war anzutreffen. Klar, jede Menge Schlaglöcher, aber nicht annähernd so dramatisch als anfangs in der Ukraine. Zügig kam ich voran. Wenn auch frierend.
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Kurz vor Volgograd halte ich an, um ein Foto zu machen. Ich bin noch nicht abgestiegen, begrüßt mich schon ein Wolgadeutscher: Waldemar. Fragt mich auf Russisch, ob ich deutsch könne. Scherzkeks. Nach nem netten Plausch geht’s in die Stadt. Kleiner Abstecher zum Kaufhaus Univermag, in dessen Keller das deutsche Hauptquartier war. Dann weiter zum Mamajew-Hügel mit der 85m hohen Mutter-Heimat-Statue und einem großen Park, mit einer Vielzahl von Darstellungen zur Schlacht.
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So betroffen ich anfangs war, als ich diese Stadt erreichte und auch den Park besichtigte. Letztlich war ich eher verwirrt über diese Gedenkstätte, die zwar während des Kalten Krieges entstand, aber seitdem nicht mehr verändert wurde. Zu monumental und zu pathetisch, als dass sie den Toten zur Ehre gereicht. Man trifft auf Lenin, Stalin und jede Menge Sowjetsterne.
Ich habe den Eindruck, diese Gedenkstätte verwendet die Gefallenen als Rechtfertigung des damaligen Systems. Spott gegenüber den damaligen Feind findet man natürlich auch. Aber jede Nation trauert anders.
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In der Nähe finde ich eine Unterkunft. Der Wachmann spricht ein wenig deutsch und ist begeistert von…na klar…meinem Motorrad. Lange reden wir. Er auf Russisch, ich auf Deutsch. Es ist schon lange dunkel, als er sich einen großen Schlüsselbund schnappt und eine Tür aufsperrt, die in einen Keller führt. Dort befindet sich ein Museum über Stalin. Er mag ihn übrigens nicht. „Nachts im Museum“ denke ich mir. Den Film habe ich zwar nicht gesehen, aber ich kenn den Titel und ich erlebe gerade meine eigene Version. Es war recht nett. Mit ner großen Taschenlampe bewaffnet stapfen wir durch die Räume. Verschiedene Exponate, die alle ganz bestimmt faszinierend sind, wenn ich nur wüsste was sie darstellen. Ich erfinde meine eigene Geschichte. Da sämtliche Schilder auf Russisch sind, kann ich nur teilweise verstehen, welchen Part sie im Großen und Ganzen beitrugen. Irgendwann stehe ich dann neben einer lebensgroßen Figur von Stalin selbst. Das ist er also. Eine Touristenattraktion, die sich mit jedem ablichten lassen muss. Allein lassen wir ihn zurück und reden über meine Tour. Morgen geht’s ans Kaspische Meer.

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