Aktau – Mangistau – Die Ruhe vor dem Sturm

In Aktau angekommen, dauert es nur kurz, bis ich von einem Motorradwütigen ab- bzw. eingefangen werde. Da ich nur noch meine Ruhe haben will, tauschen wir direkt die Telefonnummern aus. Ganz ohne Vorspiel. Die Telefonnummer hat mittlerweile eh schon halb Osteuropa mit Zentralasien. „Der ruft eh nicht an.“ denk ich mir. Ein paar Stunden später werde ich dann tatsächlich angerufen.

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Es meldet sich Patrick, ein Münchener, (ja Patrick: Akzeptier es! Du bist Münchener…mit einem starken französischen Akzent 🙂 ) der in etwas mehr als einem Jahr mit dem Fahrrad die Welt bereisen will. Viel Erfolg und viel Spaß dabei! Wir sehen uns in München! (Anm. d. Red.)
Zurück im Text: Mit dabei ist Stéphane, ein französischer Motorradfahrer. Ihn zieht es in die Mongolei. Der Weg dorthin ist ziemlich mit Meinem identisch, weswegen wir schnell vereinbaren gemeinsam weiterzufahren. Einfach so.
Tja, und dann ist da noch Pastoet. Ein russisch-deutscher Kasache, der eine Autowerkstatt besitzt und mit einem stark ausgeprägten Selbstbewusstsein gepaart mit einem erschlagenden Mitteilungsbedürfnis die Welt beglückt. Würde er auch noch ein wenig Englisch oder Deutsch können, könnten eventuell ansatzweise interessante Gespräche entstehen. Aber so beansprucht er die Wortherrschaft für sich allein. Patrick und Stéphane sind in seiner Werkstatt ohne WC und fließend Wasser untergebracht. Da hab ich’s besser, auch wenn Pastoet sich einbildet, spontan meine Unterkunft zu stornieren und meine Sachen zu ihm zu verfrachten. Aber da hat er keine Chance.
Eben gerade kennengelernt, fahren Pastoet, Patrick, Stéphane und ich in eine Sauna. Warum auch immer. Ich kann auch so ganz gut hier schwitzen. Dann geht es zur Werkstatt, dann in seine Wohnung und wieder in die Werkstatt. Die Touren sind mehr darauf angelegt, von so vielen Bekannten wie möglich gesehen zu werden. Ich komme mir vor wie eine Trophäe, die hergezeigt werden muss. In einer Region, in der tiefer gelegte Autos technisch nicht sinnvoll sind und eine Sammlung junger hübscher Frauen von der Ehefrau vehement abgelehnt werden (Sachen gibt’s), braucht man Alternativen. Hier versteht man sich auf das temporäre Sammeln von Weit- bzw. Weltreisenden. Ich bin nur halb so viel wert, da ich ja nicht auf dem Garagenboden schlafen will. Eigentlich hätte ich mich schon längst verabschiedet, aber meine Maschine läuft nicht mehr. Da bin ich ehrlich: Wenn es etwas Größeres ist, ist eine Werkstatt von Vorteil.
Letztlich hätte ich es mir sparen können. Pastoet versteht sich auf Sprüche klopfen, während ich dann den Fehler finde. Den Schalterkontakt des Zündschlosses hat es zerlegt. Ich will ihn richten, Pastoet nimmt ihn und gibt ihn einem benachbarten Elektriker. Der schmeißt ihn, zwar mit vorheriger „Rücksprache“, weg und installiert drei einfache Kippschalter. Keine Frage: Ist ne russische Lösung, aber funktioniert…so weit. Warum drei Schalter? Ich weiß es nicht. Pastoet erklärt, was ich jetzt alles machen kann. Unglaublich. Dinge, die ich vorher nicht machen konnte…und jetzt auch nicht kann. Schwierig zu erklären: Um die Minibar einzuschalten, bedarf es nicht nur eines Schalters! Man braucht auch ne Minibar! Und die hatte ich vergessen zu ordern. Mein Fehler.
Der Einkauf dieser drei Schalter verschlingt einen halben Tag. Patrick und Stéphane sind die ganze Zeit dabei. Sie wissen sicherlich selbst nicht warum. Pastoet hat es entschieden. Aber er kann auch herzlich sein: Er führt uns in das beste Lokal der Stadt, wo es das beste Essen gibt. Das gewählte Gericht ist dort so gut, dass er es par tout nicht essen will. Ich kann ihn verstehen. Um die Nuancen der Gewürze auch wirklich erahnen zu können, sollen wir uns voll und ganz darauf konzentrieren können, was jegliches Sprechen für uns verbietet. Er darf. Klar.
Allerdings verhilft er uns zu einer wirklich guten Jeeptour durch die Mangistau.

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Er ist nicht dabei: Ruhe! Es geht durch die Wüste zu beeindruckenden Canyons und zwei unterirdischen Moscheen, die mehrere hundert Jahre alt sind. Teilweise werden diese noch als Moscheen genutzt, wenn auch unregelmäßig.

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Eine phantastische Tour. Bei (zwar) brütender Hitze geht es auf sandigen Pisten an unzähligen Kamelen und Schafherden vorbei.

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Ein deutlich größeres Feld als mein „kleines Riesenmurmelland“ bietet Steinkugeln mit bis zu 4 m Durchmesser.

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In einem Canyon erkunden wir eine Art Oase, in der wenige Bäume wachsen und mehrere Singvögel beheimatet sind. Hier hat es angenehme Temperaturen. Woher die Vögel allerdings das Wasser bekommen, erschließt sich mir nicht. Es gibt weder hier noch in (augenscheinlicher) Nähe eine offene Wasserstelle.

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Aber der Höhepunkt und auch der bewusst gewählte Abschluss der Tour ist der majestätische Blick in ein riesiges Canyontal. Zufrieden kehren wir zurück.

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Am nächsten Tag wollen wir Drei dann Richtung Beyneu aufbrechen. Zuvor lassen wir den Tag in einem Restaurant am Strand bei kitschig-schönem Sonnenuntergang ausklingen.

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