Schneewittchen?? … Tokio – Vancouver

Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin, die auf den entzückenden Namen „BMW R1150GS Adventure“ hörte. Naja, schön?! Auch für eine Prinzessin eher untypisch war sie nicht gerade zierlich, eher groß, kräftig und zu allem bereit.

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Ihr Prinz trat sie, scheuchte sie über weite Felder und durch tiefsten Matsch. Da braucht man keine böse Stiefmutter mehr. Er peitschte sie bis ans Ende der Welt. …also dann wieder zum Anfang. Da nahm er sie in Stücke und die sieben Zwerge bauten der Prinzessin einen …Kasten aus Holz. Glas war grad keines da. Und damit sie sich gar wohlig fühlen sollte, fiel der Kasten deutlich größer aus! DANKE ihr Zwerge!!

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Also Kanada. Dort wird der Prinz sie wieder wachküssen, um sie weiter treten und scheuchen zu können!
Dem Preis nach zu urteilen, lässt sich’s Prinzesschen in ihrem Tiefschlaf richtig gut gehen. Ich hingegen hab im Eifer des Gefechts einfach die billigste Verbindung gewählt und dabei leichtsinnig einen Zwischenstopp in Los Angeles in Kauf genommen. Und aus dem billigen Schnäppchen wurde Stress. Der Flug ab Tokio ging um 19:00h Ortszeit. Vormittags noch zum Zoll und ein paar japanische Beamte glücklich machen und dann entspannt die letzten Stunden in diesem einzigartigen Land genießen. Nach all der Hektik der letzten Tage, den Transport zu organisieren, einfach mal nichts tun. Vergiss es. Mit meinem Gepäck zum Flughafen. Der Zoll für Cargo ist ein paar Kilometer entfernt und es gibt keine Busverbindung oder ähnliches dorthin. Wohin mit dem Gepäck? Einchecken. Steht so auf der Homepage der Fluggesellschaft und kenne ich auch so. Aber nichts. Ich werde gebeten, mittags wieder zu kommen. Ok, dann halt Gepäckschließfach. Ziemlich teuer, aber mitschleppen ist auch keine Alternative. Zoll lief absolut problemlos und war richtig nett. Da ich die Airwaybill-Nummer der Transportkiste mit den zugehörigen Bildern per Mail bekomme, zeige ich diese auf meinem Laptop am Zoll vor. Passt. Aber da sind doch noch andere Bilder? Herzeigen! 🙂 Ok, also nen kleinen Diavortrag über meine Reise gemacht. Insbesondere die Bilder aus der Mongolei und aus Japan kamen gut an. Zurück zum Terminal…zu Fuß durch die Hitze, Gepäck holen, einchecken. Nein, ich soll zwei Stunden später wieder kommen. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, ich war voll entspannt. Also mit der Vorgesetzten telefoniert. Sie sagt wiederum eine ganz andere Zeit zum Einchecken. Leude! Was macht ihr beruflich? DAS hier kann’s nicht sein. Ich war VOLL entspannt. Das tut mir im Nachhinein auch leid, denn so bin ich selten. Allerdings hat es etwas Gutes. Ich hatte jetzt Zeit für das, was folgte. Es wird für mich ein Schalter geöffnet und ich will (!!) einchecken. Es bleibt erstmal beim wollen. Umsteigen in Los Angeles bedeutet, dass ich mich am ESTA-Programm anmelden muss. Das hatte ich sogar noch in der Früh gemacht. Aber jetzt brauch ich auch noch einen fest gebuchten Flug aus den USA.
Aber ich flieg doch nach Kanada! Woher wollt ihr wissen, ob ich überhaupt in die USA danach reise?
Ohne Rückflug kein Einchecken.
Ok, dann buch ich blind schnell was online. Erledigt. Darf ich jetzt?
Nein.
???
Ticketnummer
Buchungsnummer hab ich
Mit Zahlungsbestätigung?
Ja, bekomm ich her
Reicht nicht
Ich muss eine Ticketnummer vorweisen. Also bei der Fluggesellschaft in Deutschland angerufen. Die schlafen noch. Dann bei der Fluggesellschaft Zentrale angerufen. Die schlafen erst recht. Dann bei der Fluggesellschaft in Japan angerufen. Die sind zwar wach, können aber nicht weiterhelfen, da sie keinen Zugriff haben. Sie meinen, aus ihrer Erfahrung dauert es mit der Ticketnummer für Flüge, die noch ein paar Wochen hin sind, lediglich ein paar Tage. Ich bin die Ruhe selbst. Dann beim Onlinebuchungsportal in Deutschland angerufen. Die schlafen auch noch. Also warten. Langsam schmilzt mein Zeitpuffer. Jetzt müsste das Buchungsportal erreichbar sein. Warteschleife, da durch den Lufthansastreik die Drähte glühen. Die Mitarbeiterin ist erstaunt, dass man mich nicht einchecken lässt. Das wäre neu. Schön, dass selbst Profis überrascht sind. Sie will mich beruhigen: Die Ticketnummer ist in zwei Stunden da. Netter Versuch, aber mein Blutdruck steigt. In zwei Stunden kann ich womöglich nur noch eines: Winken!
Ich reiss mich zusammen und versuche es auf charmant: Ticketnummer! Jetzt!!
Sie versteht, setzt mich auf die Warteschleife mit unglaublich anregender Urlaubspartymusik und hat dann nach ewigen Minuten tatsächlich die passende Nummer für mich. Einchecken, letzte japanische Yen quasi im Laufschritt verjubeln, boarden, durch nen Gesundheitscheck und endlich Ruhe. Etwas über 10 Stunden Flug und es ist 6 Stunden früher. Manchmal hat ein Tag doch mehr als nur 24 Stunden. Warum dieser?
Die Einreise in die USA war zwar langwierig, aber unspektakulär. Habe bei dem Gespräch mit dem Migration-Officer aus „Versehen“ erwähnt, dass ich Offizier war. Das zieht hier immer. Es folgt SmallTalk über meine Reise und das war’s. Danach schlage ich ein paar Stunden am Flughafen tot, setze mich in eine der Sportbars und wundere mich, dass ich von wildfremden Leuten begrüßt werde, als ob sie mich schon lange kennen würden. Weiß bis jetzt nicht, ob es einen Grund dafür gab, war aber nett. Der Flug nach Kanada ging dann, wie … im Flug. Auch die Grenzkontrolle erfolgte ohne nennenswerte Ereignisse. Den Beamten war um Mitternacht selbst daran gelegen, die ganze Prozedur nicht unnötig zu verlängern. Ab zum Hotel, ausschlafen, was nicht wirklich klappte und rein nach Vancouver. Was mir dort unmittelbar auffiel, war die unglaublich hohe Anzahl an Menschen, die den amerikanischen Traum nicht mehr träumen. Die Stimmung ist aber den Umständen entsprechend entspannt. Richtig unsicher fühle ich mich nicht, was sicherlich daran liegt, dass es in Vancouver relativ viele Einrichtungen für die Obdachlosen gibt, die ihnen in vielen Bereichen helfen können.
Mehr als eine kurze Stadtbesichtigung bekomm ich nicht hin. Mein Schlafbedarf ist enorm. Einerseits liegt das gewiss an der Zeitverschiebung, aber ich schlafe nicht nur tagsüber, wenn mein Körper wohl noch meint, dass es Nacht wäre, sondern auch nachts. Das Motorrad kann ich zur Zeit noch nicht abholen, da es sich noch direkt im Flughafen befindet und noch nicht bei der Spedition. Dann muss ich noch so manches wegen der Bezahlung klären. Nicht nur, dass ich eine große Menge Geld transferieren muss, sondern zuvor noch so manches Gespräch führen, warum jetzt auf einmal die Rechnung bei nahezu dem doppelten Betrag liegt, als vereinbart. Ich war der Meinung, dass bei Japanern ein Mann zu seinem Wort steht. Da habe ich mich wohl geirrt.

Eine Antwort auf „Schneewittchen?? … Tokio – Vancouver“

  1. oh Mann, ich wusste doch, dass die Märchen unserer Kindheit Schäden hinterlassen, die irgendwann nicht mehr zu verbergen sind 😉
    Jedenfalls, viel Glück für den Neuen Kontinent – und bis bald in alter Frische !

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