Eigentlich wollte ich mit Hilfe der Wettervorhersagen das ein oder andere Nicht-Schlechtwetterfenster nutzen, um endlich wieder Fahrt aufzunehmen. Das hat dann nicht so gut geklappt. Wurde mehr ein Segeltörn mit starken Windböen und so manchem Nass. Teilweise war auch extrem viel Verkehr zu umschiffen.
Zwischenstopp in Sibiu (Hermannstadt)
und Übernachtung in Brasov (Kronstadt).
Beide Städte wirkten bei einer Besichtigung nach japanischer Art sehr schön. Da wurde in den letzten Jahren sehr viel gemacht. Man sieht jede Menge neu renovierter Gebäude und jeweils eine herausgeputzte Fußgängerzone. Entsprechend hoch sind für rumänische Verhältnisse die Preise. Mein Zimmer liegt direkt an der wohl meist befahrenen Straße Brasovs. Somit döse ich eher, als dass ich schlafe. Da brauch ich morgens erst mal einen starken Kaffee. Also nochmal in die Stadt bevor ich mich Richtung Buzau auf den Weg mache. Kurz vor Abfahrt treffe ich ein sehr nettes Paar aus Frankfurt, die zu einer rumänischen Hochzeit dort sind. Wir stellen jeweils fest, dass wir diese Region viel zu sehr unterschätzt haben. Deutlich später als geplant geht es dann los. Schnell werden die Altstadtfassaden durch viel Natur und Kleinstdörfern aus dem vorletzten Jahrhundert abgelöst. Ich fahre eine Strecke, die mir Doru empfahl. Und die ist phänomenal! Unzählige Kurven, tolle Aussichten und so gut wie nichts los. Regelmäßig halte ich an, um Fotos zu machen. Ab und zu könnte der Asphalt besser sein, aber nichts Dramatisches.
Die letzten Kilometer vor Buzau sind von Ortschaften übersät. Entsprechend langsames Vorankommen, da überall etwas los ist: Bauarbeiten, Polizeikontrollen, Pferdekarren quer der Straße, ein Autokorso zu einer Beerdigung. Weiter nach Galati an der Donau. Von dort geht es nach Moldawien. Die Grenzkontrolle hier ist schon langwieriger als alle anderen zuvor zusammen. Alle Fahrzeuge vor mir müssen komplett ausgeräumt werden. Was auch immer die Zöllner suchen, sie suchen akribisch. Oje, darauf habe ich jetzt echt keine Lust. Bis ich mein ganzes Gepäck aus- und wieder eingepackt haben werde, vergeht bestimmt ne Ewigkeit. Dann bin ich an der Reihe. Ob ich irgendwas zu verzollen hätte? Nö. Wo ich hin wolle? Kurzer Fingerzeig auf die Weltkarte an meinem Topcase. Oh! Also alles persönlicher Bedarf, befindet die Zöllnerin. Ich muss nur noch 2 US-$ Öko-Steuer zahlen, dann darf ich weiter. Während ich mir Gedanken mache, wie weit ich an dem Tag noch fahren wolle, verpasse ich wohl ne Abzweigung und stehe schon wieder an der Grenze. Diesmal die ukrainische. Das war so nicht gedacht. Aber wenn ich schon mal da bin, fahr ich halt rüber. Noch aufwendigere Kontrollen…für die Pkw-Fahrer. Ich „muss“ nur drei erstaunten Zöllnern genau meine Route bis nach Vladivostok erläutern und meine Maschine zeigen. Dann geht’s weiter. Kurzer Blick auf’s Navi: Das könnte sogar bis Odessa für heute reichen. Allerdings habe ich die Rechnung nicht mit den ukrainischen Straßen gemacht. Schlaglöcher sucht man hier unmittelbar nach der Grenze zwar vergeblich, aber auch nur, weil es stattdessen eher Gräben sind. Kurz nach meiner Ankunft an der Grenzstation ist ein Sattelschlepper weggefahren. Kurz nachdem ich wieder los bin, habe ich ihn eingeholt. Er setzt teilweise mit dem Chassis seines Hängers auf. Nur im Schritttempo kommt er voran. Vielversprechend. Die Gräben werden von Schlaglöchern, Wellen, Längsrillen und großen Rissen abgelöst. Die ersten 70 km komme ich nur langsam voran. Wenigstens ist die Landschaft schön. Links und rechts der Straße eine große Seenlandschaft mit reichlich Schilf. Der Wind bläst aber enorm.
Endlich erreiche ich eine größere Ortschaft: Izmail. Das soll für den Tag reichen. Ich steuere kreuz und quer durch den schachbrettartigen Grundriss und finde ein Hotel, das diesen Namen nicht verdient hat. Zumindest kann ich meine Maschine gut geschützt unterbringen. Ansonsten war das Personal stets bemüht und handelte im Rahmen seiner Möglichkeiten, wenn es vom Kunden auf Handlungsmöglichkeiten hingewiesen wurde. Mehr sage ich dazu nicht. Die Straße nach Odessa ist zwar immer noch sehr schlecht, aber deutlich besser.
Mit der Zeit traue ich mir und meiner Maschine auch mehr zu. Dadurch ergibt sich ein ordentliches Reisetempo, wodurch ich die enorm ansteigende Temperatur erst an einer Ampel in Odessa mitbekomme. Es hat 32 C. Dafür bin ich viel zu warm angezogen. Egal jetzt. Ich such eine Unterkunft. Campingplätze sind Mangelware und die wenigen, die es gibt, sind ausgebucht. Es ist schließlich Wochenende. Schnell finde ich eine Alternative. Nicht schön, aber zentral gelegen. Der Wachmann ist hin und weg beim Anblick meiner Maschine. Ich bin noch nicht mal richtig abgestiegen, da zeigt er mir Bilder von seinem Motorrad. Mit Händen und Füßen verständigen wir uns über so essentielle Dinge wie eine Doppelzündung beim Boxermotor. Er will sich unbedingt auf die Maschine setzen. Kein Problem. Schnell ein paar Fotos geschossen, mit dem Mini-Fotodrucker einen Abzug gemacht und meine Maschine hat nun einen persönlichen Bewacher. Als es nachts zu regnen beginnt, schiebt er sie vollbeladen unter das Dach.
geniale Tour nach Odessa, so liest es sich zumindest in Deinem Bericht – Du gewinnst die Herzen der stolzesten Zöllnerinnen, ist doch klar 😉
Der Foto-Upload in Papas Bilderrahmen scheint auch gut zu funktionieren, er war ganz begeistert 🙂
Hast Du Dich nicht über die Hochwasserwelle in der Donau gewundert? Es waren die Tränen aus München nach dem CL-Finale gestern (4:5 n.E., 1:1 nach regulärer Spielzeit bei 24:2 Torschüssen für München + 1 verschossener Elfer in der Verlängerung) 🙁
Anyway, freie Fahrt voraus und alles Gute!!